Eine Spendenfahrt nach Füle, ein Arbeitseinsatz und ein überraschendes Ende ….Die Frage eines Mitgliedes während der letzten JHV, inwieweit man den Verein noch zusätzlich unterstützen kann, ließ mich aufhorchen, denn diese Frage hatte ich mir auch schon gestellt.
Zunächst wurden wir vertröstet, aber als dann im Sommer der Aufruf „Helfende Hände für Füle“ kam, war mir sofort klar, dass ich dabei sein will, und nachdem der ungefähre Zeitraum und die Unterkunft geklärt waren, ging es mit den Vorbereitungen auch schon los. Kollegen und Nachbarn wurden angesprochen und nach Decken, Bettwäsche etc. gefragt. Das Ergebnis ist auf den Bildern unten zu sehen.
Wir hatten uns auf das Wochenende vom 28.-30. September verständigt, und da ich insgesamt 3 Wochen Urlaub hatte, wollte ich dann zunächst für ein paar Tage an den Bodensee fahren und von dort aus weiter ins Allgäu, von wo aus ich dann meine Abenteuerfahrt (so habe ich es zumindest empfunden) ins ferne Ungarn (ca. 800 km) starten wollte. Gesagt, getan. Das Auto wurde am Nachmittag vorher gepackt und am nächsten Morgen ging es los gen Süden.
Die Tage am See waren schnell vorbei und die Zeit im Allgäu auch.
Da ich die Maut für Österreich und Ungarn schon bezahlt bzw. eine Vignette hatte, war dieser Teil erledigt. Jürgen Schmidt, der vor einigen Wochen das restliche Spendenfutter nach Füle gebracht hatte, hatte mich schon vor den Geschwindigkeitskontrollen in Österreich gewarnt. Daher habe ich die Vorgaben auch brav eingehalten. Der (alte) Grenzübergang von Österreich nach Ungarn war für mich dann doch etwas beklemmend – eine Erinnerung an vergangene Zeiten – aber der Rest des Weges nach Füle dann wieder spannend, denn es zog sich doch noch eine ganze Weile hin und man konnte schon etwas von der so ganz anderen Welt sehen. In Füle angekommen, wurde ich von Mitgliedern des ViN-Teams herzlich begrüßt,
die schon eine Weile vor Ort und fleißig bei der Arbeit waren. Hajnalka zeigte mir noch meine Unterkunft und damit war der erste Teil des Abenteuers überstanden.
Am Sonntag, das ViN-Team hatte sich nach der vielen Arbeit einen freien Tag gegönnt, machte mich Hajnalka mit ihrer Helferin Csillav bekannt und zeigte mir die Anlage. Ich war beeindruckt, denn auf den Bildern kommt die Größe der einzelnen Areale gar nicht so richtig zur Geltung. Und schon ging’s an die Arbeit, so wie Lisa es vor einiger Zeit in ihrem Reisebericht (siehe Projekt Füle) geschrieben hatte. Im Vizsla-Land spricht man tatsächlich von „Kacki“, wenn es darum geht, die Gehege von der Kalorienasche der Hunde zu befreien
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Bis auf 2 kühle Tage spielte das Wetter auch mit und die Zeit ging mit Kacki wegräumen, mit den Hunden schmusen,
spielen und spazieren gehen sowie abendlicher Fütterung viel zu schnell vorbei.
Mittendrin und völlig unerwartet (aber immer befürchtet) passierte es aber dann. Zokni, der Hund, der auf der Homepage so freundlich als „Herr Söckchen“ bezeichnet wird, hat es faustdick hinter den Ohren und ist mir beim Verlassen des Geheges mal soeben durch die Beine geflutscht und im Schweinsgalopp Richtung Straße. Gottseidank kann man in dieser Gegend nicht wirklich von Straßenverkehr sprechen, dennoch brach mir der Schweiß aus. Während Erika, die 2. Helferin, zu Hajnalka eilte, um sie zu verständigen, bin ich langsam hinter Zokni her und habe ihn immer wieder gerufen und versucht, ihn zum Spielen zu animieren. Und irgendwann drehte er dann um und kam zurückgelaufen; im Eiltempo, an mir vorbei zu Hajnalka, die zwischenzeitlich mit dem Bus in einiger Entfernung hinter mir gehalten hatte. Ganz eindeutig: Sie ist der Chef und Zokni hat sich gefreut, sie wiederzusehen
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Am Donnerstag wurden 3 Hunde auf ihre Reise zu ihren neuen Familien geschickt, und, man mag es kaum glauben, in diesem Zeitraum kamen auch 3 neue Hunde in Füle an. Sie werden sicherlich demnächst im Portal vorgestellt werden.
Was mir auch aufgefallen ist, ist die Stille, die in Füle herrscht, vom gelegentlichen Hundegebell mal abgesehen. Man hört lediglich ab und zu den Wind, wenn er durch die Blätter rauscht; kein Straßenlärm, kein Radio oder sonst irgendeine Geräuschkulisse. Insofern kann ich mir gut vorstellen, dass es für die Hunde ein Kulturschock sein muss; nicht nur der Lärm unserer Zivilisation, sondern auch ein neuer Name und eine völlig fremde Sprache. Vielleicht mögen die einen oder anderen ihrem „neuen“ Hund das Eingewöhnen in die fremde Umgebung etwas erleichtern, indem sie zumindest am Anfang einige Kommandos auf Ungarisch geben (geschrieben, wie man’s spricht):
Komm her – djere ide
Bleib – marad
Sitz – ül
Platz - fekszik
Bei Fuß - làbhoz / dt. mit langem „a“ = LAABHOZ
Gib aus - kérem = mit Betonung auf dem „é“ (bedeutet soviel wie: „Ich bitte darum!“)
Such – keresch(d)
Und schon war die Woche um, und ich packte meine Sachen, um wieder Richtung Heimat zu fahren. Da Hajnalka im wohlverdienten Urlaub war, fuhr ich ein letztes Mal zu dem Areal, um meinen Wohnungsschlüssel abzugeben, und ehrlich gesagt, am liebsten hätte ich meinen Koffer wieder ausgepackt und wäre gerne noch geblieben.
Ich stieg also in mein Auto und .... halt, da fehlt ja noch etwas. Ja, das überraschende Ende!
Ich hatte vor meiner Fahrt jedem, der mich gefragt hat, immer gesagt: „Nein, solange mein Kater (jetzt 18 ½ Jahre alt) noch lebt, nehme ich keinen Hund ins Haus.“ Und während ich so langsam Vizsla-Land/Füle verließ, traf mich die Erkenntnis wie ein Blitzschlag: Ich wollte Mefisto – unbedingt! Ursprünglich hatte ich auch eine ganz andere Vorstellung von dem Hund, den ich einmal haben würde, aber wie heißt es so schön in einem Lied „Du hast mein Herz berührt, hast mich sanft verführt, ich konnte nichts dagegen tun." Und genauso war es! Dieser clevere Kerl hat sich einfach in mein Herz geschlichen und kommt da auch nicht mehr raus.
Fazit: Egal wie, aber ich fahre im nächsten Jahr wieder nach Füle und werde, wenn ich darf, gerne wieder Hajnalka und ihr Team unterstützen.