Liebe Vizsla Gemeinde,
mein Name ist Mike und meine Frau Angie und ich hatten das Glück, Timot bei uns aufnehmen zu dürfen.
Eigentlich fing die Geschichte ganz harmlos an, wie es das ja immer tut.
Ich war auf einer Messe in Nürnberg, welche aufgrund des aufkeimenden Corona Virus nur sehr dünn besucht wurde, es wurden erste Grenzen dicht gemacht, im Januar 2020.
Warum ich das erzähle? Ich hatte Langeweile deswegen und habe mich, wie so häufig, im Netz umgeschaut nach armen Hundeseelen.
Da ich stets die gleichen Suchparameter benutze: Hund / alt / Tierschutz, stolperte ich ziemlich rasch über Timot, welcher sich in einem, naja, wuscheligen Look präsentierte
Trotz seiner aktuellen Situation, welche überaus ehrlich und offen beschrieben worden ist, strahlte er auf diesem Bild so eine Stärke aus, dass mich das sofort umgehauen hat. Wenn jemand so eine Geschichte hinter sich hat, bzw sich noch mittendrin befindet und sich trotzdem so präsentiert, der WILL leben. Und wir reden ja hier jetzt nur von seiner Krankengeschichte. Aus welcher Haltung er kam und was er dort erlebt hat, weiss man ja nicht.
Nun ist es so, dass wir unseren Beitrag an den Tierschutz mit der Aufnahme von Schattenhunden leisten möchten.
Schattenhunde nennen wir diejenigen, die aufgrund von Alter, Krankheit, Beeinträchtigungen jeder Art es eher schwer haben, dauerhaft vermittelt zu werden. als junge, gesunde Artgenossen.
Aber kurz zu "unserer Geschichte":
Alles fing mit meiner Frau an, die einen Stiefhund(oder war ich das Stief-Rudelmitglied?) mit in unsere Beziehung brachte^^. Es war die DK Dame Lea. Die Rasse war zufällig, da meine Frau seinerzeit einfach einen Hund dieser Grösse adoptieren wollte. Als sie zu meiner Frau stiess, war sie bereits 8 jahre alt.
Als ich dazu kam, war Lea bereits 12 Jahre alt und verbrachte noch weitere 4 Jahre mit uns, trotz eines schweren Herzfehlers und Leishmaniose, welche aber nie wirklich ausbrach.
Mit über 16 verliess sie uns und wir hatten etwas Hunde Pause, unsere Lebensumstände veränderten sich damals.
Zwei Jahre später kam dann Vizsla Emma zu uns. Auch diese Rasse lernten wir zufällig kennen. Nachdem wir uns auf eine DK Hündin beworben hatten, fragte man uns, weil der DK bereits ein Zuhause gefunden hatte, ob wir auch einen Vizsla nehmen würden. Das war uns dann auch gleich und so kam Emma, 5 jährig zu uns. Mittlerweile ist sie über 13 aber fit wie sonst was.
Weil es alleine ja zumeist langweilig ist, haben wir uns dazu entschieden einen weiteren Hund aufzunehmen und so kam Amy dazu. 12,5 Jahre und Leishmaniose positiv. Dank Medikation und angepasster Ernährung kam diese aber nie zum Zug. Amy verliess uns 4,5 Jahre später, Ihre Zeit war einfach gekommen und sie war happy und extrem dankbar, bis zuletzt.
Nachdem Amy gegangen war, wurde es ruhig in unserem Zuhause, ein Partner für Emma musste wieder her. Und so entschieden wir uns für den vorgeblich 8 Jahre alten Duke, DK Rüde/Divers aus Spanien.
Wir haben noch nie so einen durchgeknallten Kollegen erlebt, der stellt die unmöglichsten Dinge an
Aber Duke ist wesentlich jünger als das angegebene Alter, wir schätzen sein Ankomm Alter auf etwa auf 3-4. Mittlerweile ist er auch schon 3 Jahre bei uns.
Zwischenzeitlich aber, kam noch ein Hund zu uns. Naja, eigentlich ein halber
Meine Schwiegermutter hatte bereits einen kleinen Hund und wünschte sich einen zweiten, sie lief dann in ihrem Stamm Hundemampfladen einem Mini Labrador aus dem TS über den Weg. Verliebt und adoptiert sollte das Glück aber nicht lange währen.
Maya, so hiess der Mini Labbi, war sehr anstrengend. Alleine bleiben ging gar nicht und Toilette war überall und nirgends. Maya kam aus einem Tier Horder Haus aus Spanien, in dem über 40 Hunde hausten. über die Hälfte musste sofort eingeschläfert werden, viele andere danach noch, wegen Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten. Maya war eine von wenigen, die es schafften.
Kurze Rede: Leider erkrankte meine Schwiegermutter und musste längerfristig ins Krankenhaus, weswegen Maya bei uns strandete. Wir stellten fest, das sich mit straffem Zügel und Konsequenz Maya sehr schnell bei uns einlebte. Wobei hier auch ihre grösseren Artgenossen einen grossen Beitrag geleistet und ihr Grenzen aufgezeigt haben.
Schwiegermutter kam dann aus dem Krankenhaus zurück und Maya kehrte auch wieder zurück dorthin um wieder in alte Muster zu verfallen. Mutti ging es auch nicht gut, also nahmen wir Maya zu uns, um einen anderen Platz für sie zu finden, nachdem auch die vermittelnde TS Stelle mit Maya aufgab.
Bei uns fühlte sich Maya wohl und machte keine Mätzchen mehr, alleine bleiben ging auch im Rudel und was soll ich sagen, wir behielten sie einfach
Wie alt sie tatsächlich gewesen ist, kann man nur schätzen. Der Arzt schätzte sie nach Röntgenbildern und Untersuchung auf min. 16, das war vor zwei Jahren. In den letzen 3 Jahren kam Gebrechen für Gebrechen. Sie wurde blind, taub und die Knochen machten auch nicht mehr so mit. Mehrere Vestibularsyndrome hatte sie auch hinter sich, wovon sie sich stets erholt hat. Trotzdem war sie stets lebenslustig, hat gefressen wie ein Scheunendrescher und gab uns keinen Anlass, uns von ihr zu verabschieden. Anfang diesen Jahres aber baute sie richtig ab. Sie ist bis dato noch gelaufen und hat Ihre Wege gefunden, aber ab da haben die Muskeln nicht mehr mitgemacht. Schweren Herzens haben wir sie im Februar gehen lassen, nachdem sich meine Frau 2 Jahre aufopfernd um sie gekümmert hatte.
Der letzte im Bunde war also Timot. Weil wir eigentlich voll belegt waren, wollten wir eine Pflegestelle sein, bis er gut und endgültig vermittelt ist.
Meine Frau musste ich gar nicht fragen(habe ich natürlich trotzdem) und habe so Kontakt zu Katrin aufgenommen. Sympathie und gemeinsamer Nenner waren sofort vorhanden und so machten wir die Formalitäten klar, bekamen Besuch zur Vorkontrolle und nun stand dem vorübergehenden Einzug von Timot nichts mehr im Wege.
Leider verzögerte sich die Ankunft von Timot wegen der Schliessung der Grenzen um einige Zeit. Wobei dies Timot auch die Gelegenheit gab, sich etwas mehr zu erholen von seiner durchlebten Tortur.
Kurzum: Er kam, kam AN und blieb! Er passte sofort zu seinen neuen Kumpels, fühlte sich pudelwohl und blühte noch einmal richtig auf. Man merkte wirklich, wie er einen zweiten Frühling durchlebte.
Also fragten wir umgehend an, ob wir Timot voll adoptieren können. Aufgrund der gesundheitlichen Situation von Timot, wo noch etwas hinzugekommen war, bot der Verein uns an, Timot als Dauerpflegestelle zu dienen und nicht als Voll Adoptanten.
Das haben wir dann gemacht und wir sind begeistert von der Zusammenarbeit mit dem Verein und dem grossen Interesse über das Wohlergehen von Timot, dass uns stets entgegen gebracht worden ist.
Aber wo Licht ist, ist auch Schatten, so hatte er mehrere Baustellen, von denen wir ja wussten und ein paar Dinge, die hinzukamen. Der operierte Tumor kehrte bald langsam aber sicher zurück, er hatte Probleme das Wasser zu halten und einige andere Dinge, die einfach dem Alter geschuldet sind. So wurde dem Wischmopp nie langweilig, gerne im Treppenhaus übrigens
Dafür glich er seine Malheuere mit bedingungsloser Liebe und Zuneigung aus. Er war extrem Kuschelbedürftig und war immer freundlich zu jedermann.
Nach über einem Jahr des Glücks holte uns die Realität ein: Der Krebs war zurück, diesmal an der Leber. Er war bereits fortgeschritten und hatte gestreut. Trotz regelmässiger Untersuchungen fiel es erst auf, als er Gewicht abnahm.
Wir waren mit dem Verein überein, dass wir keine weiteren schweren Operationen machen lassen würden, nicht zuletzt wegen seines Alters von geschätzten 15 Jahren.
Bis zuletzt war er "fit" so gut er eben konnte wegen seiner Arthrose und Arthritis, lief trotz seiner Hüftbeschwerden immer mit den anderen mit, wobei er kein grosser Gassi Geher gewesen ist
Ich hoffe, ich habe hier keine Geduld über strapaziert mit unserer Autobiographie und möchte mich bei dem Verein und den Paten von Timot ausdrücklich bedanken!
Wir werden jederzeit wieder einen Hund von diesem Verein adoptieren.
Aber auch ein paar Worte für Menschen, die ebenfalls darüber nachdenken einen alten/kranken Hund zu adoptieren: Es ist niemals leicht, die Zeit die man zusammen hat, ist IMMER zu kurz. Auch birgt ein alter Hund oft Überraschungen und Verhaltensmuster, die man oft kaum oder nur schwer wieder heraus bekommt. Auch ist ein Kostenfaktor zu nennen. Auch bei aller Hilfe die man bekommen kann, wird das schnell zur finanziellen Herausforderung.
Ich möchte damit niemanden von dieser Idee vergraulen, aber besser auch etwas über die negativen Seiten zu erfahren, als dass man das Tier wieder abgibt weil man sich über diese Möglichkeiten und Faktoren nicht im Klaren gewesen ist
Hier das letzte Foto von Timot, welches mir die Tränen in die Augen treibt. Er war friedlich aber kraftlos. Er gab uns zu verstehen, dass es nun Zeit ist zu gehen