hier gibts auch wieder nachrichten
Liebe Frau Drach
Vor bald 2 Monaten haben Sie mir ein Mail geschrieben und sich nach unserem Vierbeiner erkundigt. Leider ist es nur beim Vorsatz geblieben
Ihnen sofort zu antworten. Da wir aber morgen, den 7.2.12, Remus 2 Jahre haben, möchte ich Ihnen doch kurz berichten wie es ihm geht.
Aus dem ausgehungerten, arg mitgenommenen und noch unerzogenen Häufchen Elend, ist ein wunderschöner, kräftiger und fröhlicher Vizsla geworden.
Er und wir hatten einen 6er im Lotto! Ich bereue keinen Tag ihn gerettet zu haben. Natürlich hatten wir mit ihm unsere Schwierigkeiten. Besonders auf Männer konnte er sehr aggressiv reagieren. Es kam schon vor, dass er einem Jogger an die Wade ging und ihn zwackte, was natürlich immer sehr unangenehm war. Es waren aber immer auffällige Menschen. Mit der Zeit hatte selbst ich ein Auge dafür, welche Menschen für einen solchen "Ausfall" in Frage kamen. Gottlob ist das heute sehr selten noch der Fall. Remus ist mit jedem anderen Vierbeiner gut verträglich und verspielt. Auf unseren langen Waldspaziergängen ist er nie angeleint.
Sein Appel ist sehr gut. Er geht auch nicht ausser Sichtweite. Er leidet an Verlustängsten. Er hat immer noch Angst, dass er mich verlieren könnte. Während der Setzzeit der Rehe verlegen wir die Spaziergänge dann eher an den See. Dort macht es ihm riesig Spass sämtliche Wasservögel aufzuscheuchen. Immer ohne Gebell und Schwanz wedelnd.
Lange haben wir nicht gewusst, ob Remus Schwimmen kann. Da er mir heute noch immer Schritt auf Tritt folgt, meinte meine Tochter im Sommer, ich solle doch einfach in den See hinaus schwimmen. Gesagt getan. Und siehe da, Remus kam mit und schwamm mit mir. Oft ist es mir fast unheimlich, wie treu und anhänglich er mir gegenüber ist. Ich habe seit über 40 Jahren Hunde, aber so anhänglich habe ich noch keinen erlebt.
Zudem ist er ein ausgezeichneter Wächter. Sein Beschützerinstinkt ist ab und zu des Guten zuviel. Nämlich dann, wenn am Wochenende meine erwachsenen Kinder hier sind und eines zu mir ins Schlafzimmer kommen möchte, geht das nicht. Er führt sich vor meiner Tür auf wie eine Bestie. So im Stil: die gehört mir! Erst nach einem Machtwort meinerseits kehrt Ruhe ein und er kommt mit dem Rest der Familie zum Mitternachtstratsch.
Remus ist sehr intelligent und gelehrig. Meine Tochter hat ihm schon einige Kunststücke beigebracht. Vorallem hat er eine gute Nase und findet alle versteckten Sachen. Sei es im Haus oder Garten. Zudem ist er absolut Schuss resistent. Hier in Luzern gibt es mehrmals im Jahr Feuerwerke. Der Lärm kümmert ihn überhaupt nicht. Unser letzter Vizsla war ganz anders. Remus begleitet uns wenn immer möglich überall hin. Letztes Jahr war er mit mir bei einer Freundin in Südwestfrankreich. Es war mir schon nicht ganz wohl, da sich dort im Park ca. 25 Pfaue tummeln. Ich wollte meinen Hund ja nicht 2 Wochen angeleint halten. Meine Freundin war bereit einen Pfau zu "opfern". Also liessen wir es darauf ankommen. Und siehe da: unser
Vierbeiner liess die Vögel nahe an sich rankommen und scheuchte sie dann lautlos auf die Bäume. Er war weder genervt noch zeigte er einen Jagdtrieb. Manchmal lag er faul in der Sonne und blinzelte den Vögeln aus seinen Bernsteinaugen zu. Nach ein paar Tagen interessierten die Pfaue ihn überhaupt nicht mehr. So verbrachten wir eine herrliche Zeit ohne Zwischenfall.
Jetzt nach 2 Jahren kann ich sagen: unser Hund ist angekommen. Er hat jetzt auch Vertrauen in meine Kinder und Freunde. Wenn immer möglich, obwohl nicht sehr hygienisch, schleicht er sich am Wochenende bei meiner Tochter unter die Decke. (Siehe Foto) Vor einem Jahr war das noch undenkbar. Man durfte ihn nie zudecken. Er wurde
aggressiv und schnappte. Ich bin wohl der einzige Mensch, welcher von ihm nie "attackiert" wurde. Ich glaube, es war ihm immer bewusst, dass ich ihn gerettet habe und das zeigt er mir in einer geradezu unheimlichen Anhänglichkeit und Treue. Während ich Ihnen schreibe, liegt er zu meinen Füssen am warmen Heizkörper und geniesst die Wärme. Wer weiss, vielleicht erinnern ihn die im Moment eisigen Temperaturen an vergangene Zeiten in der kalten Puzsta.
Natürlich grüsse ich Sie ganz herzlich aus der Schweiz und hoffe, dass
noch viele Vizslas ein Sofa finden.
Franziska Geisseler