Post von Lizi und ihrer Familie .... Die Weisheit der Hunde
Wir, das Team Pfeiffer- Brecht mit Vizsla Damen Lizi und Greta wünschen allen ein gesegnetes neues Jahr!
Vergangenen Sonntag Abend klingelte unser Telefon, ich war gerade auf dem Sprung zum Treffen mit einer Freundin, als ich meinen Mann Thomas sagen hörte: „Ah, von Vizsla in Not. Alles klar, jetzt kann ich Sie zuordnen. Das ist kein Problem, das ist 15km von uns entfernt.“
Sofort war ich angetriggert, musste ja aber losfahren.
Nach einer gefühlten Ewigkeit (ca. 15 Minuten später) bekam ich von unterwegs endlich meinen Mann ans Telefon. Ich war gespannt, wie ein Flitzebogen: sollte wir Akut- Pflegestelle werden, war irgendwas mit einem VIN Hund, ein Notfell, …? Thomas hatte das Telefonat mit Martina Zürn geführt, wo ich mich doch mit allem viel besser auskenne
. Thomas berichtete mir dann, dass Vizsla in Not uns gerne zu einer Vorkontrolle schicken wollte, da wir inzwischen viel Erfahrung gesammelt hätten und unser Start mit unserer Lady Lizi alles andere als einfach war. Waaaas? Uns ??? Welch Ehre!
Unsere erste Vorkontrolle. Wir fühlen uns alle total geehrt und werden als Team dort aufschlagen.
In jedem Fall zwei Menschen, die genaue Kombi ist noch nicht raus und unsere beiden Vizsladamen.
Warum? Weil jeder Mensch in meinem Team inzwischen auf seine Art Hundeexperte für unsere Damen ist und doch eine individuelle Sicht hat, die die jeweils andere komplementieren kann. Weil es uns wichtig ist, dass die ausgewählte Hündin in gute Hände kommt. Weil wir die Arbeit von Vizsla in Not schätzen und noch heute unendlich Dankbar sind, dass man uns Greenhorns vor vielen Jahren unsere Lizi anvertraut hat.
Martina Zürn bat Thomas um neue Bilder von den Hunden und da mich schon länger die Idee kitzelt wieder von meinem Team zu berichten, unsere Hundedamen zwischen den Jahren von einer begnadeten jungen Fotografin abgelichtet wurden, packe ich die Gelegenheit am Schopfe.
Was allem zugrunde liegt ist aber der Hund mit dem alles begann, unsere Lizi, die älter geworden ist, von der ich noch berichten möchte, jetzt wo sie weiss um die Schnauze geworden ist, abgebaut hat, wohl noch immer viel Spass am Leben hat, ich aber wahrnehme das ihr Leben endlich ist und ich nichts davon verpassen möchte.
Doch zunächst zur Teamerweiterung: Greta, Magyar Vizsla inzwischen 3 Jahre alt.
Seit 2 Jahren bei uns „auf Probe“
. Greta ist kein Hund von VIN, da wir schneller waren, aber auch Greta ist ein Vermittlungsvizsla und gehört daher auch irgendwie zur VIN Familie, wie wir finden.
Greta wurde mir über What'sApp von einer guten bekannten wie folgt vorgestellt.
Ein Bild von Greta mit den Worten: Hallo, ich bin Greta, 14 Monate alt und suche ein neues Zuhause. Mitten ins Herz. Aber 14 Monate alt?
Alle, die sich jetzt angetriggert fühlen verordne ich direkte Entspannung, denn die Bekannte ist selbst Halterin einer Vizsla Hündin und diese Nachricht wurde bewusst nur an Viszlahalter verschickt bzw. weitergeleitet...warum nur
?
Ich bin ja davon überzeugt, dass im Leben nichts ohne Grund bzw. Vorsehung geschieht, denn ich hatte mich insgeheim längst mit der Option eines zweiten Vizslas beschäftigt.
Also unterrichtete ich mein Team von Greta, die ja gerade mal 20km von uns wohnte mit der Idee, sie uns einfach mal anzuschauen- ohne zwingende Konsequenz. Im Nachhinein stellt es sich bei meinem Hautkolorit immer wieder als geschickt heraus, dass ich nicht rot werden kann, bzw. das Unterbewusstsein anders arbeitet. Bewusst war mir der Hintergedanke, geschweige denn der Ausgang dieses Besuches wirklich nicht.
Unterdessen hatte ich mit der Dame, die die private Vermittlung von Greta für den Halter übernommen hatte mehrere schöne und sehr aufrichtige Telefongespräche, in denen mir Gretas Geschichte authentisch erzählt wurde.
Ich hatte im Vorfeld Nicole Fuchs, eine ehemalige Mitarbeiterin von VIN um Rat und Einschätzung der Situation gebeten- schließlich handelte es sich um 2 Hündinnen- aber wir wollten uns Greta ja nur anschauen
. Nicole bestätigte mich in meiner Intuition, Lizi bereits zum ersten Treffen mitzunehmen und genau auf ihre Reaktion und Körpersprache zu achten.
An einem Freitag fuhren Emilia, Lizi und ich los, um Thomas vor der Praxis des Vorbesitzers von Greta zu treffen. Nach einer kurzen Vorstellung der „Vermittlerin“ und gegenseitiger Begrüßung wurde uns Greta vorgestellt. Mein erster Eindruck: „Oh je, was ein riesen Schädel, super hibbelig und nervös. Dieser Hund ist ein Fulltimejob. Die Funktionsstelle an der Schule kannst Du knicken.“ Eigentlich war meine Entscheidung bereits gefallen. Greta ist nichts für uns. Lizi beschnupperte Greta kurz, war nicht angetan von ihr aber auch nicht abweisend. Unsere souveräne Lizi eben!
Emilia fand sie natürlich süß. Thomas hielt sich neutral. Die Vermittlerin suggerierte, dass wir Greta ja beim nächsten Wiedersehen über Nacht mitnehmen könnten, dass man sieht, wie das mit den beiden Hundedamen funktioniert. Wir bedankten uns für das Kennenlernen und wollten nachhause fahren, als Gretas Vorbesitzer uns bat, Greta kurz zu halten, während er seine beiden Dackel in sein Auto lud. Greta platzierte sich zwischen Thomas, Emilia und Lizi, als ob dies das Normalste der Welt sei. Als der Vorbesitzer sie holen wollte, stand Greta nicht mehr auf. Sie weigerte sich zu ihm zu kommen. Die Vermittlerin und der Vorbesitzer flüsterten irgendetwas, mir war die Situation eher peinlich. Dann fragte uns die Vermittlerin, ob wir Greta auf Probe übers Wochenende nicht einfach mal mitnehmen wollten. Hat die eigentlich einen Knall? Die geben diesen Hund einfach fremden Mensche mit? Ich eilte zu meinem Mann und gab ihm innständig zu verstehen, dass dies ausnahmsweise keine abgemachte Sache sei!
Die Antwort meines Mannes: „Das ist glaube ich bereits von Greta selbst entschieden. Übers Wochenende, warum nicht?“
Waaaaas???? War ich jetzt im falschen Film? Schnell Emilia gefragt, war natürlich überflüssig, unsere Tochter war bereits im Glück.
Greta, die laut Vorbesitzer ein großes Problem mit Kofferräumen und Autoboxen hat, sprang nachdem wir uns einig waren, direkt in Lizi's Box, legte sich ab und hüpfte vor unserem Haus angekommen fröhlich und neugierig wieder aus der Box raus.
Ankunft Greta:
hier noch auf "Sicherheitsabstand"
Gretas Wochenendbesuch auf Probe dauert inzwischen 2 Jahre, zunächst wurde er auf eine Woche ausgedehnt, denn wir mussten ja schauen, wie sich die beiden Ladies unter der Woche verhielten und auch wie wir das im Alltag gestemmt bekämen. Wir sind nun seit 2 Jahren offiziell Besitzer von Greta, Thomas suchte mir direkt eine größeres Auto und den Konrektorenjob an der Schule habe ich nie angetreten. Gretas Vorbesitzer sowie ihre Vermittlerin treffen wir regelmäßig zum gemeinsamen Gassigang.
Wieder mussten ich und mein Team einfach so ganz viel neues dazulernen, denn als Lizi zu uns kam, war sie bereits eine souveräne Hundedame von 7 bzw. 8 Jahren und wir die Anfänger. Greta hat ein großes Thema mit kleinen Kläffern, sowas kannten wir von Lizi gar nicht. Unser „Baby“ war in den ersten 12 Monaten jedoch im Sozialverbund mit zwei ungezogenen Dackeln aufgewachsen- wer kann ihr die Reaktion da verübeln
. Greta stellte sich trotz ihres kalendarischen Alters generell als unerfahrenes weltfremdes Riesenbaby heraus. Mir war klar, das Greta nur in Kombination mit Emilias Hilfe bei uns bleiben konnte. Emilia willigte in diesen Deal ein und hat mich noch keinen Tag hängen lassen. Mein Team und ich wachsen ja gerne an unseren Aufgaben- nur Lizi war mitunter sichtlich genervt von diesem Wirbelwind, was ständig ihre Nähe aufsuchte.
Emilia begann mit 13 Jahren Greta im Mantrailing zu führen, Lizi begleitete uns, dass ich nicht alleine im Auto warten musste
.
Ich ließ Greta und mich als Schul-und Therapiehundeteam (Hund&Mensch) ausbilden. Während dieser Ausbildung habe ich soviel dazugelernt, was für mich inzwischen essentiell für die Beziehung Hund und Mensch aber zwischen Hund und Hund erscheint und musste einmal mehr feststellen, was wir eigentlich zu Beginn mit Lizi alles gar nicht wussten und sicher auch falsch gemacht hatten.
Nachdem sich Greta bei ihrem letzten Einsatz an der Schule sprichwörtlich vor meinen Füßen übergeben hatte, es somatisch dafür aber absolut keinen Grund gab, beschloß ich mit Greta wenn überhaupt nur noch am Studienseminar in kleinen Gruppen zu arbeiten oder während der Hypnosetherapiestunden oder Therapiespaziergängen, falls dies ein Klient wünscht. Heute weiß ich, dass Greta mich selbst zu der Zeit in meinem beruflichen Umfeld spiegelte. Von wegen Hunde sind unsensibel.
Lizi duldete Greta zwar von Anbeginn, doch Greta musste sich Lizi's Liebe und Zuneigung erkämpfen. Zum Glück ist Greta penetrant wie eine Schmeißmücke und bestach mit ihrem immer noch sehr infantil wirkendem Charme langsam aber sicher auch Lady Lizi.
Interessanter Weise begeisterte sich Lizi nun auch wieder für mehr Bewegung und Spielchen sowie Leckereien (Bananen) die sie zuvor strikt ablehnte. Wir hatte 2 Jahre in denen ich mit den Vierbeinern intensiv im Feld unterwegs war und sehr viel Spass hatten aber auch interessante und neue Erfahrungen sammeln durften.
Inzwischen ist unsere Lady Lizi definitiv im Rentenalter angekommen. Aufgefallen ist es mir zunächst, dass sie häufiger stehenblieb und jetzt einfach in ihrem Tempo laufen muss, am besten ohne Leine. Autos ignoriert Lizi noch immer gekonnt, weswegen Emilia und ich mit den Hunden am liebsten in der Natur sind , wohingegen Thomas das im Städtchen mit ihr sehr gut hinbekommt. Die Kellertreppe wird peinlich genau in den Winkeln erklimmt, wo die physikalischen Hebel mit wenig Kraftaufwand am besten wirken.
Lizis Muskulatur an den Hinterläufen ist etwas degeneriert, die Hüfte war nie wirklich sauber in der Bewegung, auch zeugt ihre Körperhaltung von fortschreitender Arthrose in den Gelenken. Was Lizi mit 84 Menschenjahren auch haben darf. Lizi ist in allem einfach langsamer geworden und scheint den Moment einfach zu genießen.
Die Bewegungen sind genau dosiert und je nach Motivation, die ihr zugrunde liegt, in Zeitlupe oder aber im Zeitraffer (Abwiegen des Futters und anschließender Verzehr). Das Gassigelände wurde passend zu Lizis Bedürfnissen neu erschlossen, wobei sie immer ein bis zwei Tage auch ausruhen darf und ihre Streifzüge durch unser Gelände macht. Für das Auto wurde eine Rampe gekauft. Lizi hat sich für ihr Rentenalter etwas ganz besonderes ausgedacht. Sie pienst und beschwert sich lauthals, ohne körperlichen Grund, zu mindest keinen, den ein TA feststellen kann.
Dem zugrunde liegt stets die Empörung, dass sie nicht geschmust wird oder Greta genau da liegt, wo Greta gerne liegen würde- nicht dass wir VIELE kuschelige Liegeplätze für die beiden hätten. Im Spiel mit Greta spiegelt sich immer wieder Lizi's Souveränität des Alters. Auch hier sind alle Bewegungen und Manöver sehr kräftesparend dosiert und von einer unheimlichen Großmütigkeit gegenüber der teilweise noch immer tumben Greta geprägt. Lizis Körper weist einige Lipome auf, die sie aber nicht weiter einzuschränken scheinen.
Da Lizi die Gestalten zu den nächtlichen Geräuschen aus unserem Garten nicht mehr genau zuordnen kann und sich dann stets furchtbar darüber aufregt, beschlossen wir, dass Lizi bei uns im Schlafzimmer schläft- klares Altersprivileg.
Auch sucht Lizi generll mehr denn je die körperliche Nähe zu uns. Inzwischen regle ich nach den Zeichen meiner alten Hundedame und nach einer sehr unschönen blutigen Begegnungen mit einer Hündin, den Kontakt mit anderen Hunden für sie, da Lizi sich physisch nicht mehr gegen junge, vor allem schlecht erzogene Artgenossen samt Haltern zur Wehr setzen kann. Die Aussage, anderer Hundehalter: „ach die regeln das doch unter sich“ erscheint mir in diesem Kontext mehr denn je als Riesenfarce.
Lizi besticht mit ihrer Weisheit und Gelassenheit Tag für Tag und ist nach wie vor immer gut gelaunt, wenn ihre Menschen um sie rum sind-sogar Greta wird inzwischen von ihr beschmust.
Ich weiß, dass Lizi nicht ewig bei uns sein wird, ich genieße jeden Tag mit ihr und lerne von ihrer Souveränität und Würde- außerhalb ihrer Piensphasen.
Lizi kam mit ungewisser Gesundheitsprognose zu uns in die Südpfalz und erfreute/ erfreut sich seither eines ausgelassenem Hundelebens und inzwischen eines geruhsamen Altersruhestands bei uns. Sie liebt und genießt ihr Hundeleben bei uns nach wir vor- und wir lieben sie.