UND SO MÜSSEN WIR NUN ABSCHIED NEHMENEin Lebenskreis hat sich geschlossen. Begonnen hat er in Ungarn, irgendwo an der kroatischen Grenze. Gefunden hat man ihn eingesperrt, verhungert, dehydriert. Weil es Menschen gab, die nicht weggesehen haben, die gehandelt haben, hat Aramis dies überlebt - vor allem durch seinen eigenen unbändigen Lebenswillen. Er kam nach Deutschland und kämpfte dort wochenlang weiter um sein Leben – unterstützt von seiner Pflegefamilie Beate und Dirk Wittland und von seinem Tierschutzverein Vizsla in Not.
Im Mai 2013 ging er mit uns in sein neues Leben. Er war eine Radaurassel, ein Menschenfreund, ein Vielfrass, eine Lebemann, ein Träumer. Er hat so unglaublich viel Blödsinn gemacht, dass ich Bücher schreiben könnte. Ein Chaot halt und deshalb passte er so gut zu uns. Nicht umsonst habe ich einmal gesagt, er sei des Satans liebster Sohn.
Er war ein Genießer, der es liebte, wenn sich die Familie am Sonntag Abend zum Tatort auf der Couch versammelte. Wir Vier saßen wie die Hühner auf der Stange, nur er hatte genügend Raum und ließ sich dabei noch genüßlich streicheln, lauschte unserem Plaudern und drückte seine Augen vor Wonne ganz fest zusammen. Es war ein Wohlgefühl für ihn.
Ein Freund, mit dem ich mir jahrelang den Büroalltag teilte, schrieb mir: „(…) Und ich kann mir glaube gar nicht vorstellen was in dir / euch vorgeht nach dem Verlust. Ihr habt ihn geliebt und vor allem gelebt – ihr wart er und er wart ihr! Ihr habt ihn zu dem gemacht, was er ist und ihn als Gleichberechtigten gesehen. (…)“ Er hat damit sehr genau den Punkt getroffen. Da wo seine Pfoten standen, da war unser Mittelpunkt der Welt.
Für Matthias, den Vati Aramisi, war er der Herzenshund, der sportliche Begleiter, sein Kind mit Fell. Mit ihm zusammen liebte Aramisi das ZOSsen und das Dummytraining. Immer zu 100 Prozent bei der Sache konnte er seinen Stolz auf die erfüllte Aufgabe nicht verbergen. Das war so schön zu sehen. Es war ihm wichtig, gemeinsam mit seinem geliebten Vati Aramisi zu arbeiten, zu suchen, zu finden, um es dann zu apportieren und in die offenen auf ihn wartenden Händen zu legen. Die Beiden hatten ein tiefes Vertrauen zueinander. Das typische Vizsla-Schmuse-Gen konnte man in ihrer Innigkeit immer wieder entdecken – sie waren EINS! Unser Aramisi war ein Papisöhnchen
Für mich war er Antrieb, Inspiration, Kreativkopf, Lebenseinstellung, Alltag. Er hat mir so viel gegeben und dafür bin ich unendlich dankbar. Durch ihn habe ich gelernt zu fotografieren, er hat meine Sichtweise auf so viele Dinge verändert. Ich habe Geduld gelernt. Er hat mich so genommen, wie ich war - fordernd, strenger, vorsichtiger, unsicherer im Umgang mit ihm und anderen Hunden – sein Herz war trotz allem immer bei mir. Er war ganz fest an meiner Seite und er schenkte mir immer einen Blick in seine Seele mit meiner Kamera. Ohne ihn verliere ich meinen Inhalt.
Als er ging am Dienstag, am 8. Januar, waren wir fest bei ihm. Wir haben ihn gehalten und getragen – wie immer! Ich habe ihn mit meinem Körper umhüllt, als er um 11.55 Uhr seinen letzten Atemzug gemacht hat und sein Herz für immer aufgehört hat zu schlagen. Es tut unglaublich weh. Nichts ist mehr so, wie es war. Uns bleiben die Erinnerungen und die Bilder von ihm. Ich hoffe, dass ich es eines Tage akzeptieren kann und meinen Frieden finde.
Euch allen möchten wir danken für die so so vielen warmen, berührenden Worte und Bilder, für Euer Mitgefühl. Es waren so unglaublich viele Kommentare, PNs, Mails, Sprachnachrichten… Mir war nicht bewusst, wie bekannt er war – scheinbar wirklich eine Promipfote und ein Entertainer
Es freut mich, dass er Euch noch immer mit den Postkarten, Kalendern, Bildern begleitet und Ihr Euch daran erfreut. Es tröstet.
Aramis
2009- 2019