Sehr geehrte Frau Goerendt! Anlass meiner Ausführung im Forum war der tragische Tod der jungen Tara. Und wo denn, als direkt unter der Meldung sollte man reagieren, auch wenn die Reaktion nicht weichgespült ist?
Auch dazu ist ein Forum da, dass Forumsmitglieder ihre Gedanken zu einem Thema frei und unzensiert äußerst dürfen, ohne beleidigend zu sein. Verzeihen Sie, dass ich den/die Täter nicht mit Samthandschuhen anfasse, es geht immerhin um den tragischen Tod eines Hundes, der sein Leben noch vor sich hatte.
Und Tara soll hier stellvertretend für die Millionen von Tieren, egal welcher Gattung, stehen, die in der Silvesternacht durch Panik und Todesangst ihr Leben lassen mussten. Es ist ein völlig unnötiger, sinnloser Tod, der auch den Besitzern der Hunde und Katzen Kummer, Leid und Verzweiflung gebracht hat.
Es gab aber auch noch andere Anlässe, die mich zu einer Stellungnahme veranlasst haben und die Sie, sehr geehrte Frau Goerendt nicht wissen. Diese Anlässe fanden in Wien und Umgebung statt und versetzten die österreichische (nicht nur die Wiener!) Bevölkerung in Wut, was deutlich in in allen Medien zum Ausdruck kam.
Ich bin im Grunde genommen nicht verpflichtet, Ihnen Rechenschaft zu geben, möchte aber dennoch kurz diese Anlässe darlegen. Im Wiener Tierschutzhaus, das teilweise im Niemandsland zwischen Wien und Niederösterreich liegt, wurden Knaller (wir sagen Böller dazu!!) in die Außengehege der Hunde geworfen. Eine Gruppe betrunkener Männer machten sich einen Spaß daraus, die Hunde (und Katzen) in Panik zu versetzen.
Darunter waren auch Hunde, denen monatelang durch liebevolles Training Angst und Angstaggression genommen wird, mit der sie vor Einlieferung ins Tierschutzhaus behaftet waren.
Das ganze Training wurde in Minuten durch die Böller zunichte gemacht, die Trainer müssen wieder von Null beginnen, wobei es um ein Vielfaches schwerer sein wird, wenn es überhaupt nochmals gelingen wird, diesen armen Geschöpfen das so nah erlittene Trauma nochmals durch Training nehmen zu können.
Die Präsidentin des Tierschutzhauses hat Anzeige erstattet und wir alle hoffen, dass die Täter ausfindig gemacht werden können.
Einen zweiten Fall möchte ich noch erwähnen. In einem großen Wiener Krankenhaus übernachten sehr viele Krähen im Garten dieses Spitals. Die Patienten erfreuen sich jeden Tag daran, wenn die Vögel abends auf ihre Schlafbäume fliegen.
5 Krähen wurden am 1. Jänner tot im Garten gefunden, weil sie in Panik durch die Knallerei gegen die Fenster des Spitals geflogen sind. Das war für die Patienten, die so manche „Fernbeziehung“ zu den Vögeln aufgebaut haben, kein Beitrag zu ihrer Genesung.
Verzeihen Sie mir bitte, wenn ich ob Ihrer Anregung, Aufklärungsarbeit zu leisten, lächle.
Seit vielen, vielen Jahren wird hier bei uns in Wien Aufklärungsarbeit in Schulen, in Tierheimen, in Printmedien und im Fernsehen betrieben, und zwar Monate vor Weihnachten und Jahresende. Denn wir pflegen auch Aufklärung darüber, dass Tiere kein Weihnachtsgeschenk sind, die nach ein paar Tagen ins Tierheim abgeschoben werden, weil sie entweder nicht erwünscht waren oder bereits zu viel Arbeit abverlangten.
Was noch erschwerend dazu kommt ist die Tatsache, dass es hier sehr vielen Kindern, Jugendlichen und vor allem Männern, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, schlichtweg völlig egal ist, ob Hunde und Katzen getötet werden, weil sie keine Daseinsberechtigung haben.
Tatsache ist, dass die Knallerei seit 2 Jahren sehr intensiv geworden ist. Und wir werden weiterhin alles daran setzen, dass dies wieder aufhört oder zumindest auf ein halbwegs erträgliches Maß reduziert werden kann. Und wir werden alles daran setzen, dass die Strafen drastisch erhöht werden, und zwar in allen Bundesländern; denn leider ist es so, dass z. B. in Niederösterreich (wo das Tierschutzhaus teilweise liegt), Knallerei und Böllerei straffrei ist, wenn niemand gefährdet wird. Dass die Tiere im Tierschutzhaus gefährdet sind, war der Polizei schlichtweg egal und ist es für die NÖ Landespolitiker.
Abschließend möchte ich noch auf Ihre Bemerkung „Brauchtum“ eingehen.
Brauchtum findet in geordneten, jahreszeitlich festgeschriebenen und nach bestimmten Regeln abgehaltenen Veranstaltungen statt, das vor allem im alpenländischen Raum eine breit gefächerte Tradition ist. Selbst beim brauchtümlichen Böllerschießen (meist aus Kurzkanonen) stehen die Schützen in Reih und Glied und sind für Jedermann und Jedefrau sichtbar.
Ich nehme nicht an, dass Sie die Knallerei wild gewordener Betrunkener, die ohne jede Rücksichtnahme auf Mensch und Tier ihren Aggressionen auf diese Weise freien Lauf lassen, als Brauchtum bezeichnen.
Was das Raktenzünden betrifft, ist die Situation nicht anders bzw. besser. Im Gegenteil, hier kommen noch erschwerend gravierende gesundheitliche Probleme durch konzentrierten Feinstaub hinzu.
Was die jagdliche Führung von Hunden betrifft, so kann es auch bei ausgebildeten Jagdhunden durchaus vorkommen, dass ein Knaller, der ganz in der Nähe des Hundes gezündet wurde, diesen in Angst versetzt und er zukünftig vor Schüssen Angst hat. Und ein Jagdhund kann übrigens sehr gut unterscheiden, ob er "im Dienst" ist oder "privat".
Was ich aber für sehr wichtig halte, ist, dass JägerInnen sicher nicht erfreut wären, wenn Wild in ihren Revieren durch die Knallerei in Todesangst versetzt wird, es dadurch einen Herzschlag erleiden kann oder irgendwo in Panik in seinen Tod rennt.
Ich spreche hier für meine Heimat Österreich. Und ich nehme an, dass die Situation rund um Silvester bie unseren deutschen Nachbarn und anderen angrenzenden Ländern sicher nicht besser ist.
in diesem Sinne wünsche ich Ihnen ebenfalls ein gutes Jahr 2018. Mit freundlichen Grüßen Jutta Katholitzky
_________________ ---------------------------------------------------------- liebe Grüße aus dem schönen Wien! Jutta mit Lisa und Fanni für immer im Herzen und in Gedanken eingebrannt Seit 27. Dezember 2023 ist Poldi mein Weggefährte.
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