Hallo Frau Sommer,
ja ja, das Abschlabbern…
Melanie Sommer hat geschrieben:
Kann man dem Hund das ablecken abgewöhnen? Entspannt mit ihm kuscheln ist noch nicht so drinnen, weil man immer mit seiner Zunge rechnen muss
Und die zweite Frage, wie könnte man ihn dazu bewegen sich selber öfters zu putzen. Es scheint, als putze er den Menschen lieber als sich selbst. Wir haben mal angefangen ihn zu loben während er sich putzt.
Es wird in unterschiedlichen Zusammenhängen gezeigt:
- Im Rahmen der sozialen (gegenseitigen) Körperpflege drückt es ein Zusammengehöhrigkeitsgefühl, Wohlfühlen, Zuneigung usw. aus
- Es kann sich um ein Beschwichtigungssignal und ein aktives Unterwerfungsverhalten handeln
- Es kann ein Stress-Signal sein
- Als aufmerksamkeitserheischendes Verhalten dienen
- Markieren (ja, Hunde markieren auch über Speichel)
Je nachdem, warum der Hund es tut, steckt quasi eine andere „Antwort“ dahinter. Zwingend zu betrachten ist daher der Gesamtkontext (wann, bei wem, wo, was passierte davor usw.?) und die Körpersprache, Mimik und Gestik des Hundes. Dann erst kommt die Frage, wie man sich als Mensch entsprechend verhalten sollte – denn je nach Motivation für das Schlecken muss die Antwort des Menschen auch entsprechend anders ausfallen.
Ganz grob gesagt steckt hinter jeglichem Verhalten, welches zu viel, zu oft, zu übertrieben, zu pedantisch, zu exzessiv etc. betrieben wird, eher eine stressbedingtes als wohlfühlendes Ursache. Es gibt auch Hunde, die Leck-Stereotypien entwickeln. Die Frage, was denn zu viel, zu oft und zu übertrieben ist, ist nicht immer leicht zu beantworten und kann auch nicht in irgendeiner „Masseinheit“ angegeben werden – dafür benötigt man wieder den Blick auf das „Ganze“…
Aber das scheint mir hier nicht der Fall zu sein.
Melanie Sommer hat geschrieben:
Kann es unter Umständen sein, dass er das nie gelernt hat? Sprich er eventuell zu früh von seiner Mutter weggenommen wurde? Das wär auf jeden Fall meine Vermutung.
Ich würde hier nur mit gesicherten Kenntnissen über die Vorgeschichte arbeiten. Alles andere legt einen „Filter“ auf unsere Grundeinstellung (z.B. „die arme Maus, zu früh von der Mutter getrennt…“) und somit auch auf unsere Antwort auf das Verhalten.
Melanie Sommer hat geschrieben:
Sein vorheriges Herrchen liess ihn bis 1.5 Jahren schalten und walten wie er wollte.... Könnte dies vielleicht auch ein Grund sein.
Das könnte damit zu tun haben, muss es aber nicht… Auch hier: Der Gesamtkontext ist wichtig
Melanie Sommer hat geschrieben:
Beschwichtigen ist es aus meiner Sicht jedoch nicht, weil eben kein Kommando o.ä. vorher gefragt wurde.
Beschwichtigt wird nicht immer nach einem Kommando…
Die Frage, wie man dem Hund das Abgewöhnen kann, sollte an dieser Stelle nicht beantwortet werden, solange die Motivation nicht klar ist. Je nach Ursache müsste an anderen Stellen mit dem Hund gearbeitet werden, dann könnte sich auch das Ablecken geben….
Aber wenn Sie beobachtet haben, dass Finn das Verhalten vorrangig zeigt, wenn es sich gerade einmal nicht um den Burschen geht – sondern Sie mit anderem beschäftigt sind (am Computer sitzen, sich mit Artur beschäftigen), drängt sich die Vermutung auf, dass es sich weniger um Körperpflege, Zuneigung etc., sondern eher um aufmerksamkeitseinforderndes Verhalten handelt (damit ist aber noch nicht der Stresslevel geklärt). Dann dürfte man ihn z.B. auch gerne in solchen Situationen auf einen zugewiesenen Platz schicken, damit er lernt, dass er mit dem Verhalten nicht zum Erfolg kommt.
Impulskontroll-training schadet keinem Jungspund
Wie fast immer im Leben, gibt es keine einfachen Antworten auf scheinbar einfache Fragen…
Liebe Grüße, Malte Hoog