Liebe Vilas-Freunde,
gestern am späten Abend war es soweit. Unsere kleine Maus hat seine letzte Reise angetreten und sich dafür von uns verabschiedet. Wir hatten die große Hoffnung, dass er sich nicht zurück ziehen würde, sondern dass er uns vertraut und sich auch für diesen Schritt an uns wenden würde, so wie er es in der zurück liegenden Zeit immer getan hatte, wenn er unsere Hilfe brauchte. Genauso kam es dann auch.
Wir hatten alle drei zusammen gestern noch einen wunderschönen Sommertag miteinander, den wir auch gnießen konnten, schließlich wußten wir nicht, dass es der letzte sein würde.
Morgens bekam Vilasmaus beim Bäcker wie jeden Samstag seine eigene Brötchentüte, und sein Frühstück hat ihm sehr gut geschmeckt. Mittags konnte er mit seiner Freundin Cana noch eine schöne Waldrunde laufen, und beide Hunde sind noch ein wenig im angrenzenden See geschwommen. Nachmittags hat er neben mir auf unserer kleinen Terrasse in der Sonne gelegen und sich die Sonne auf sein Fell scheinen lassen. Das hat er immer sehr gern gehabt.
Am Abend haben wir zu dritt noch einen schönen Spaziergang unternommen, und Vilas hatte die Gelegenheit, über Stoppelfelder und Wiesen zu laufen und noch einmal ausgiebig zu buddeln. Bernd und ich hatten beide den Eindruck, dass wir zu diesem Zeitpunkt für unseren Kleinen überhaupt nicht wichtig waren. Das war ganz anders als sonst. Vilas hat seine Umgebung in sich aufgesogen wie jemand, dessen schöne Urlaubszeit zuende geht und der an seinem letzten Urlaubstag noch einmal all das tut, was ihm richtig Freude gemacht hat und man deshalb für immer festhalten möchte.
Zuhause hat er dann sein Abendbrot mit Appetit gefuttert und sich dann hingelegt. Danach ging es irgendwann los, dass er unruhig wurde und nicht mehr liegen wollte oder konnte. Bernd und ich saßen auf dem Sofa, und unser kleiner Liebling kam zu uns und legte uns beiden nacheinander seinen Kopf auf die Knie. Das hat er in der Vergangenheit immer getan, wenn er von uns Hilfe brauchte, und wir haben ihn dann niemals enttäuscht sondern immer ernst genommen und das getan, was nötig war. Bernd und ich werden den Blick nie vergessen, mit dem er uns gestern angesehen hat. Es lag keine Angst darin, keine Verzweiflung, keine Qual. Dieser Blick sagte einfach nur "Es ist soweit, bitte helft mir auch jetzt".
Wie es das Schicksal manchmal so will, konnten wir über beide Notfall-Handynummern, die wir hatten, leider keine schnelle Hilfe bekommen. Niemand hatte damit gerechnet, dass es derart schnell akut werden würde. Zum Glück hatten wir auch eine Tel.-Nr. vom dem Arzt, der vor 4 Wochen Vilas das Leben gerettet hat, als die Herzbeutelpunktion vorgenommen wurde. Dr. Usselmann sagte, wir könnten sofort in seine Praxis kommen, er würde uns natürlich helfen. Dort angekommen, lief Vilas ganz freudig direkt in diese Praxis, obwohl (oder weil) er bereits starke Schmerzen hatte. Ich bin sicher, unser kleiner Liebling wußte, dass ihm dort geholfen wird - so wie bereits schon einmal. Ich brauchte ihn nicht einmal anzuleinen. Er ist ganz freiwillig voraus in das Behandlungszimmer gelaufen, das er kannte.
Dann ging alles ganz schnell. Bernd und ich hatten zum Glück Vilas´Schlafsack mitgenommen, weil unser kleiner Liebling den immer brauchte und dabei hatte, wenn eine Reise anstand. Vilas ist ganz sanft in meinen Armen eingeschlafen und hatte während dieser Zeit seinen Blick auf Bernd gerichtet. Bernd hat mir später erzählt, dass in diesem Blick etwas sehr ruhiges, entspanntes und auch tröstendes lag. So gegen 22 Uhr war alles vorbei.
Wir sind unendlich dankbar, dass für Vilas so ein kurzer, sanfter Tod vorgesehen war und er uns in diesem Moment dabei haben wollte. Ich glaube, einen größeren Vertrauensbeweis konnte er uns nicht erbringen, und wir haben es auch diesmal irgendwie geschafft, ihn nicht zu enttäuschen.
Es gibt so viele gemeinsame Erlebnisse, die uns drei miteinander verbinden. Es waren lustige Geschichten dabei, aber auch sehr traurige darunter, manchmal sogar tragische. All diese Erlebnisse trugen dazu bei, dass wir zu der Einheit wurden, die wir waren.
Wir haben immer versucht, Vilas so zu umsorgen, wie man es auch für ein Kind tun würde, denn ein Hund ist schließlich genauso abhängig vom Menschen wie ein Kind und auf Fürsorge und Wärme angewiesen. Dennoch war Vilas für uns etwas völlig anderes. Er hatte einen so starken und wunderbaren Charakter, und sein Blick war so wissend, das hatte überhaupt nichts kindliches. Vilas war ein guter Freund an unserer Seite, eigentlich der allerbeste, denn er war wirklich immer für uns da war, wenn wir ihn brauchten.
Er wird uns so sehr fehlen...
Christina und Bernd
_________________ Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. (Erich Kästner)
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