...alles im Leben hat seine Zeit...Gestern war es soweit, und wir mussten uns von unserem kleinen János verabschieden. Es war das einzige, was wir noch für ihn tun konnten, tun mussten, denn seine Lebenskraft und Lebensfreude waren aufgebraucht, es war einfach nichts mehr übrig. Wir hatten es János versprochen, dass er nicht würde leiden müssen, dass wir bis zum Schluss bei ihm bleiben würden und ihn auf seiner letzten Reise begleiten würden bis zum allerletzten Moment.
Es war für uns alle nicht vorhersehbar, dass wir diese 6 Jahre und 2 Monate Gemeinsamkeit tatsächlich zur Verfügung haben würden, denn wir waren ja oft in Sorge um János. Daher sind wir sehr dankbar für dieses Geschenk. Trotzdem wissen wir nun nicht, wie wir ohne unseren kleinen Burschi auskommen sollen, alles ist so sinnlos und leer.
János war für uns so ein wunderbarer Freund. Er war so vieles, ein schmusiger Freund, ein gradliniger Aufpasser und mein Beschützer, ein passionierter Jäger, der aber auch im Mantrailing und Fährtentraining Zufriedenheit fand. Er war ein Clown, der uns so oft zum Lachen brachte. Er war nicht so sehr der Denkertyp, er war eher ein Macher. Seine Devise war immer: Alles, was neu ist, ist ein Abenteuer, das ich erleben möchte. Nicht nur dabei, sondern mittendrin wollte er immer sein. So ging er durchs Leben und hat uns mit dieser Einstellung oft einfach mitgerissen. Das war nicht immer gut - aber meistens schon.
Im Laufe der Jahre haben wir drei richtig eng zueinander gefunden. Das war anfangs nicht einfach, denn als János zu uns kam, war die Trauer um Vilas noch allgegenwärtig. Es tut mir im Nachhinein sehr leid, dass wir unser Herz für János nicht schneller öffnen konnten, aber mit seiner unbeschreiblichen Art hat er einfach das Beste daraus gemacht. So, wie an dem Tag, als er zu uns gebracht wurde. János inspizierte kurz das Haus, fand in einem Abstellregal einen vergessenen Kauknochen von Vilas, schnappte sich diesen Knochen und rannte damit ins Wohnzimmer, um ihn dort genüsslich zu bearbeiten. Damit war für János der Umzug vollzogen. Neues Spiel, neues Glück, so war er.
Nach und nach konnten wir uns immer mehr aufeinander einlassen, János wurde unser kleiner Freund. Wir haben viele kleine und größere Abenteuer miteinander erlebt und sind daran gewachsen. Wir haben auch viel Zeit in János´ Ausbildung verwendet, damit er sich zu einem zuverlässigen Begleiter entwickeln konnte, der uns vertraut, dem wir vertrauen konnten. Immer häufiger ertappte ich mich in den letzten Monaten unterwegs dabei, dass ich Grund hatte, zu János zu sagen: "Guter Hund, das hast Du prima gemacht." Darüber hat er sich immer sehr gefreut.
Für mich hinterließ es aber auch einen bitteren Beigeschmack, denn genau diese Situationen hatten wir schon mit Vilas erlebt. Als es am schönsten war für uns alle, da mussten wir uns voneinander verabschieden.
Eine liebe ViN-Freundin sagte kürzlich zu mir, als es János schon nicht mehr so gut ging: "Weißt Du, wenn es am schönsten ist, ist doch eigentlich ein guter Zeitpunkt, um Abschied zu nehmen." Das stimmt ganz sicher und ist für unsere Erinnerungen wie auch unser weiteres Leben bestimmt richtig. Trotzdem hätten wir es uns gewünscht, wir hätten diese wirklich schöne Phase unseres Zusammenlebens noch etwas länger genießen können. Das sollte nicht sein.
Lieber János,
Du hast Dich so sehr in unsere Herzen geschlichen und hast Dich dort richtig ausgebreitet und eingerichtet. Wir lieben Dich so, und wir vermissen Dich so sehr. Aber jetzt bist Du frei von allem Wehleid und kannst wieder all die Dinge tun, die Dir so viel Freude bereitet haben.
Und wenn Du Dich dann richtig ausgetobt hast und lachend auf das nächste Abenteuer wartest, dann sehe ich Dich zusammen mit Vilas auf einer Anhöhe im Sonnenlicht. Ihr beide sitzt ganz brav, einträchtig und aufrecht dicht beieinander und beobachtet uns ganz aufmerksam in unserem Leben.
Denn obwohl wir das während unserer gemeinsamen Zeit nie ausdrücklich geübt hatten, so wusstet Ihr doch beide ganz genau, dass ein "Sitz" immer belohnt wird, wenn man geduldig warten kann...