Ihr Lieben alle,
ganz lieben Dank für all Eure Worte und Eurer Mitgefühl.
Wir wissen es alle: ein rotes Fähnchen am Thema „Abschied nehmen müssen“ lässt uns vor dem Klick immer noch einmal verharren. Wenn wir es dann doch angeklickt haben und den Schmerz aus den Zeilen derer spüren, die Ihren geliebten Hundefreund haben gehen lassen müssen, denken wir unweigerlich und mit großer Angst daran, selbst einmal die Geschichte unseres Hundes dort zu lesen.
Seit gestern ist es nun für mich soweit und ich lese die Geschichte meines geliebten glatznasigen, Sommersprossen-Hugós in dieser Rubrik. Weil er ja schon über 8 Jahre alt war, habe ich mich all die Jahre immer wieder gedanklich damit beschäftigt, wie es sein wird, wenn ich ihn gehen lassen muss. Ich dachte, es fällt mir dann ein wenig leichter. Aber, der Schmerz bleibt unerträglich.
Was ich allerdings dabei gelernt habe, ist, ihn loszulassen, damit er friedlich und unbeschwert gehen kann. Loszulassen aus Liebe und Dankbarkeit für alles, was mir mein kleiner, weiser Freund gelehrt hat.
Nicht zuletzt hat er mich zusammen mit meinem Kater Guinness und meiner Stute Ronja auf den Weg gebracht, wo ich jetzt bin: Tierverhalten zu verstehen und dieses Wissen an die Menschen der Tiere weiterzugeben.
Vor ca. 5 Wochen hatten wir schon mal eine Phase, in der wir uns fast hätten trennen müssen. Hugó hat innerhalb kürzester Zeit so sehr gelahmt, dass er selbst im Liegen ein richtiges Schmerzgesicht hatte. Röntgen konnten wir ihn nicht, weil er beim Tierarzt solchen Stress hatte, dass wir ihn nur draußen im Auto behandelt haben. Cortison hat nichts geholfen und es blieb uns nur noch der Versuch eines Kombipräparates. Letztendlich ging es ja auch „nur“ um Schmerzlinderung und um Lebensqualität. Die folgenden drei Tage gab es noch mal so eine Verschlechterung mit dem Medikament, dass ich abends entschieden hab, ihn am nächsten Tag zu erlösen.
Am nächsten Morgen war es, wie wenn ein Schalter umgelegt wäre. Ich war so glücklich. Hugóle hat mir ganz offensichtlich einfach noch einmal ein bisschen mehr Zeit gegeben, mich noch besser darauf vorzubereiten! Die Schmerzen waren scheinbar nahezu weg und er ist wieder fröhlich auf seinen alten Knochen mit Lia sämtliche Felder, Wiesen und Wälder entlang getackert – bis vorgestern Abend.
Nach einem schönen, allabendlichen Spaziergang hat Hutch sein Lieblingsfressen gemampft und lag bei uns draußen im Garten. Plötzlich hat er zweimal gehustet, wollte aufstehen, ist aber nicht vorwärts gekommen, weil er sich total verkrampft hat. Er hat einen panischen Blick bekommen und ist dann einfach zusammengebrochen. Seine Schleimhäute waren weiß, wie die Wand.
Es hat keine halbe Stunde gedauert, bis unsere Tierärztin da war. Bis dahin saß ich bei ihm und er hat sich sogar wieder ein bisschen stabilisiert. Dann kam aber ein zweiter Zusammenbruch, während die Tierärztin da war. Sein Herzlein und sein Blutkreislauf haben es einfach nicht mehr geschafft, genügend Sauerstoff zu transportieren.
In seiner Panik ist er in unserem Garten zu einem der alten Apfelbäume gelaufen. Dort hab ich mich zu ihm ins Gras gesetzt. Mit der Hilfe unserer Tierärztin ist er dort dann auf meinem Schoß eingeschlafen.
Es war so friedlich wie Ralf und ich ihn, inklusive Kater Guinness auf dem Fensterbrett, auf dem ersten kleinen Teil seines neuen Weges begleiten durften.
Lia und Hugó haben es schon vor uns gewusst. Lia lag vorgestern wohl im kleinen Bad auf dem Boden, anstatt wie sonst mit Hugó im Wohnzimmer. Sie konnte nicht bei ihm sein. Weshalb wissen wir jetzt.
Es war der richtige Zeitpunkt, für den ich aus ganzem Herzen dankbar bin!
Alles ging innerhalb einer Stunde, es war abends zuhause, sein ganzes „Rudel“ war da und die Tierarztpraxis bereits zu, so dass die Tierärztin sofort kommen konnte.
Und es war Montag. Er hat nach dem Wochenende noch mal einen ganz normalen Tag in seinem „Tagesrudel“ mit seiner Lia und deren ganzen Familie verbracht.
Trotzdem ist es schier nicht auszuhalten. Die Enge im Brustkorb, die Leere und die Schwere in meinem ganzen Körper und gleichzeitig diese Unruhe, die es mir nicht möglich macht, mich auch nur für eine halbe Stunde sinnvoll mit irgendetwas zu beschäftigen. Und … die Angst! Die Angst zu vergessen, wie er sich anfühlt und wie er riecht.
Es waren über fünf unvergessliche und wundervolle Jahre mit Dir an meiner Seite, mein kleiner treuer Freund! Auf Wiedersehen.